360 m über NN und 240 m über der Elbe liegt die Festung Königstein. Der sächsische Tafelberg wurde erstmalig 1241 urkundlich erwähnt, als er damals noch zu Böhmen gehörte. 1408 erwarben ihn die Markgrafen von Meiβen. Der Ausbau der Befestigungsanlagen begann im 16. Jahrhundert und umfaβt heute eine Fläche von 9,5 ha.

Die Festung vor Dresdens Toren diente als Schatzkammer, für Feste der Fürstenfamilie, als Staatsgefängnis und heute als riesiges Museum, welches seit 1970 bequem mittels elektrischem Aufzug zu erreichen ist. Zwischen dem 3. Wachturm und der sogenannten Königsnase befindet sich der Abratzkyfelsen, dessen Name auf eine in die Geschichte der Festung eingegangene Episode zurückzuführen ist.

Am 19. März 1848 erreicht ein Schornsteinfeger aus Mahlis bei Wermsdorf auf seiner Wanderschaft das Dorf Königstein. Da er für die geplante Besichtigung der Festung Eintritt entrichten sollte, beschloss der arbeitsuchende 17jährige, den Königstein hinaufzuklettern. Doch der Aufstieg hatte seine Tücken, denn nur mit Mühe entging er dem Absturz, als sich Geröll und Gebüsch lösten, an denen er sich emporhangelte. Nach anderthalb Stunden hatte er aber den Gipfel an der Auβenmauer erreicht, wo ihn aber sogleich aufmerksame Wachsoldaten festnahmen.

Zum Kommandanten gebracht, wurde er verhört und anschlieβend wegen des verwegenen Streiches” arretiert.

Er erhielt in seine Papiere folgende Bemerkung: „Der hier vom 19. d. M. bis heute wegen unbefugten Einsteigens in Arrest gewesene Johann Friedrich Sebastian Abratzky wird nach beendigter Untersuchung über Dresden nach Mahlis gewiesen. Festung Königstein, den 31. 3. 1848“

Wenn man es ganz chronologisch betrachtet, ist unser Mahliser Schornsteinfegergeselle Sebastian Abratzky durch seine Besteigung der Festung Königstein am 19. 3. 1848 der Urvater” des erst 1911 gegründeten Sächsischen Bergsteigerbundes. Dieser Verein hat sich leider für ein anderes Ereignis als Begründung der sächsischen Bergsteigerei entschieden: 1864 wurde erstmalig der Falkenstein erklettert.

Sebastian Abratzky veröffentlichte seine Erlebnisse in folgenden Publikationen, welche in der Sächsischen Landesbibliothek einzusehen sind:

• Die einzige Ersteigung der Festung Königstein durch Sebastian Abratzky – von demselben erzählt” (Zerbst 1892, Selbstverlag des Verfassers)
• Die Ersteigung der Festung Königstein am 19. März 1848, vom Ersteiger Sebastian Abratzky, gebürtig von Mahlis, wohnhaft in Leipzig, selbst erzählt”
  (Selbstverlag des Verfassers und gedruckt von Gustav Strahmer, Mügeln)

In der letztgenannten Ausgabe können wir lesen: Die Abbildung des Königsteins, wo ich heraufgestiegen bin, ist in der Gartenlaube Nr. 12/1859 zu betrachten.”

Beitrag: Ralf Hempel

Diese Mahliser Geschichte ist auch als Sammel-Postkarte erhältlich.