Die Besiedlung unseres Ortes lässt sich, wenn auch sprunghaft, vollständig in unserer 800-jährigen Geschichte nachweisen.
Unser Ort im Döllnitztal ergab gute Siedlungsbedingungen durch sein kleines Flüsschen, die waldreiche Umgebung und seine Nähe zu den Burgwarden Wurzen und Mügeln. Im 17. und 18. Jahrhundert hat sicher auch die besondere Bedeutung unserer Gegend seitens der Jagdabsichten des sächsischen Hofes dazu beigetragen, unseren Ort Mahlis in unmittelbarer Nähe des gewaltigen Jagdschlosses Hubertusburg zu erhalten und zu vergröβern.
Die günstige Lage zur 1724 angelegten neuen Poststraβe zwischen Meiβen (bei Klappendorf) – Stauchitz – Limbach – Wermsdorf – Sachsendorf – Burkartshain – Wurzen war einesteils von Vorteil für
den unmittelbaren Anschluss an Sachsens Ost-West-Magistrale, brachte aber auch den Nachteil vorbeiziehender Kriegskolonnen (Siebenjähriger Krieg, Dreiβigjähriger Krieg, Napoleonische Zeit).
Unser Ort entsteht
Wie bereits erwähnt, datiert unsere urkundliche Ersterwähnung aus dem Jahre 1198. Etwa um das 11. Jahrhundert begannen die deutschen Siedler ihre Wanderung durch unser Gebiet. Dabei sind sie
oft Flussläufen gefolgt und siedelten an furtartigen Stellen. So drangen diese Kolonisten, dem Mutzschener Wasser und der Döllnitz als Weg” folgend, in unsere Gegend vor. Von Wermsdorf
(1206), Liptitz (1246), Reckwitz (1387) lassen sich deren urkundliche Erwähnung etwa zur gleichen Zeit nachweisen. Die Hütten und Höfe wurden in Fluss- und Bachnähe gebaut und dahinter Land
urbar gemacht. So entstanden Feldfluren, aber auch Verbindungswege an den Feldgrenzen. Diese Wege führten dann bis zur nächstgelegenen Siedlung. Entlang dieser Wege errichteten andere wieder
Gehöfte und das Gassendorf war entstanden. Das trifft in unserem Ort auf die fast sternförmig nach allen Himmelsrichtungen wegführenden Ausfallstraβen zu.
Das Gassengruppendorf Mahlis
An den Kreuzungsstellen aller Straβen entwickelte sich aber haufenförmig ein dichter Ortskern ohne Marktplatz. Deshalb ist Mahlis ein Gassengruppendorf, weil die Gehöfte sowohl links und rechts
der Straβen aber im Ortskern auch in Gruppen von 5 bis 10 Gehöften zusammenstehen.
Dort, wo sich günstige Siedlungsmöglichkeiten ergaben, siedelten sich die Groβfamilien der damaligen Zeit, vor allem Bauern, an. So entstanden auch unsere Dörfer in Mittelsachsen zwischen dem 10. und 13. Jahrhundert. Ein Dorf – das war auch immer ein Ort mit einem Herrschaftshaus (Rittergut [seit 1348] Schloss), einer meist auf der Anhöhe stehenden Kirche, einem marktähnlichen Zentralplatz als Fest- und Versammlungsort mit vielen sich darum gruppierenden Gehöften und Häusern. Zwischen den Gebäuden eines Gehöftes bzw. den einzelnen Grundstücken wuchsen mächtige Linden, Kastanien, Ulmen oder Eichen als Schutz und Erholungsort für Mensch und Tier.
Die Gehöfte erhielten in jeder Landschaft ihr besonderes Gepräge, und sie bestimmten bis in die heutige Zeit die historische Charakteristik eines Dorfes in einer bestimmten Landschaft. Sie vereinten Wohnraum, Speicher und Ställe in ihren Mauern. Es entstanden Dreiseithöfe, die nach der Straβenseite durch Mauern und Toreinfahrten ihren Abschluss erhielten.
Auch heute noch gibt es solche Dreiseitenhöfe in Mahlis:
Bauernhöfe Beukert, Müller, Oehmichen, König, Wendler, Wassermühle, Wolf, Fischer, Kloppe, Röber, Seifert, Andrä, Odrich, Kretzschmar u. a. Der rein bäuerliche Charakter eines solchen
frühmittelalterlichen Dorfes begann sich durch Ansiedlung von Handwerk, Tagelöhnern, Häuslern aufzulockern und gleichzeitig zu erweitern, Gasthöfe wurden eröffnet, Poststationen entstanden und
Schulhäuser forderte das Gesetz über das Volksschulwesen in Sachsen vom 26. April 1873, damals noch in kirchlicher Überwachung, so dass Kirche 1348, Pfarrhaus 1724,Schule 1878/1912 (zweites
Schulhaus) und Friedhof eine Einheit bildeten. Auch in unserem Ort ist diese Synthese noch heute erkennbar. Unsere jetzige Kirche wurde 1777 errichtet.
In all den Dörfern…
...herrschte jahrhundertelang ein festgefügtes soziales Gefüge, ein Aufeinanderangewiesensein war Absicht und Bedingung für eine Ansiedlung im Ort.
Im Laufe der Zeit erhielt ein Dorf aber auch Plätze bzw. Gebäude kultureller und sozialer Notwendigkeit wie Gasthofsaal, Spritzenhaus, Backhaus, Bleiche, Waschsteg, Wasserentnahmestelle, Pferdeschwemme, Brunnen, Branntweinbrennerei, Brauhaus, Poststation, Viehtränke u. ä. Durch die Jahrhunderte spezialisierte sich das dörfliche Leben und viel Handwerk und Gewerbe unterstützte durch seine Dienste das bäuerliche Schaffen.
Davon soll die zusammengetragene Liste der Gewerbetreibenden von Mahlis Kenntnis geben, welche sich aber nicht bis ins Mittelalter zurückverfolgen lässt.
Die ritterliche Grundherrschaft
Die Besiedlung, die Vermessung und Verteilung der Hufen und den Schutz der Ansiedler in unsicherer Zeit übernahmen die ritterlichen Herren, denen bäuerliche Lokatoren, Geistliche und Mönche als
Schreiber, Rechner, Feldmesser, Baumeister, Krankenpfleger usw. dienten. Durch das Übergewicht, das diesen Rittern innerhalb der Dörfer zufiel, sind im Laufe der Zeit ihre Wirtschaftshöfe zu
Rittergütern geworden. Durch urkundliche Eintragungen, Besitzurkunden, Geburts- und Sterberegister lässt sich ein solcher Herrensitz in Mahlis fast lückenlos nachweisen und bis 1198, als die
Grundherren Cunradus und Rudolfus de Mals auf dem Landthing zu Collm als Zeugen genannt werden, zurückverfolgen. Besondere Bedeutung kommt unserem Ort auch dadurch zu, dass Kurfürst August I.
bereits 1565 unseren Ort und Wermsdorf nebst dem zugetheilten Wermsdorfer Walde” von den Starschedels abkaufte.
Somit kam das Rittergut in Landesbesitz und dürfte bis zum Bau des Jagdschlosses Hubertusburg wohl manche herrschaftliche Gröβe empfangen und beherbergt haben. Die Kaufsumme für alle Besitzungen (Gut, Land, Wald) wird mit 94664 Gulden, 13 Groschen und 1 Pfennig angegeben.
Folgende Rittergutsbesitzer bzw. Grundherren, deren Sucht nach äuβerer Pracht zu oft unerträglichen Frondiensten und Abgaben führte, lassen sich belegen:
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Rittergutsbesitzer im sowjetisch besetzten Teil Deutschlands entschädigungslos enteignet.
Zur Einwohnerentwicklung
Um sich zu orientieren, ist es angebracht, Zahlen der Bevölkerungsentwicklung im allgemeinen heranzuziehen. So wird für die Bevölkerung Europas angenommen: Im Jahr 500 sind es 30 Millionen, im
Jahr 1000 sind es 40 Millionen, im Jahr 1150 sind es 50 Millionen, im Jahr 1300 sind es 70 Millionen. Für Deutschland gilt eine Einwohnerzahl von 8 Millionen um 1200 und 14 Millionen zwei
Jahrhunderte später als gesichert. Das ergab eine geschätzte Bevölkerungsdichte von 28 . Menschen pro km2, wobei von West nach 0st die Besiedlungsdichte abnahm. Auch deshalb und weil hier
aussichtsreiche Ernährungsquellen lockten, begann die Kolonisation in Richtung Mulde und Elbe. Die Siedler leisteten schwere Bebauungsarbeit ehe sie sesshaft werden konnten. Im 11. Jahrhundert
lebten 90 % der Menschen in Dörfern vom Ackerbau. Im Historischen Ortsverzeichnis Sachsen” und in gemeindeeigenen Quellen lässt sich die folgende Entwicklung nachvollziehen: 1548 hatte Mahlis 52
Einwohner, im einzelnen sind aufgeführt: 17 besessene (sesshaft, ansässig) Mann, 7 Gärtner, 29 Inwohner (An- bzw. Bewohner). Es kann mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass es
sich um Groβfamilien mehrerer Generationen handelt. Diese haben 8 Hufen Land besessen und bearbeitet, nachdem sie es vorher urbar gemacht hatten. Eine Hufe ist bei ca. 10 ha anzunehmen
(landschaftlich schwankend zwischen 7 bis 10 ha). In den Jahren 1552 bis 1681 wurde unsere Region von einer furchtbaren Seuche, der Pest, heimgesucht.
Es ist anzunehmen, dass sich die Bevölkerung erheblich dezimiert hat.1555 starben beispielsweise 900 Oschatzer Einwohner an dieser Seuche. 1581 waren es 181 Menschen, 1583 194 Personen, 1589 waren es 353 Pesttote und 1613 erlagen 292 Oschatzer der Pest. Die Einwohnerzahl von Oschatz muss man in dieser Zeit wohl mit 3000 annehmen. Als der Dreiβigjährige Krieg in unserer Gegend wütete, kam es erneut zu Pestseuchenjahren in der Oschatzer Region (1630, 1634, 1637). Das schlimmste Jahr ist 1637 gewesen, als in Oschatz 2000 Pesttote registriert werden mussten.
Die Auswirkungen wird wohl auch Mahlis zu spüren bekommen haben, denn die räumliche Nähe zu Oschatz, die Flucht von Oschatzer Bürgern südwärts als auch die Kriegshandlungen lassen diesen Rückschluss zu. Leider fehlen uns dazu belegbare Fakten zu unserem Ort.
1765 wird erwähnt, dass als neue Erbzinspächter 10 Kuhhäusler und 30 neue Häusler Land zur eigenen Bewirtschaftung vom Rittergut erwerben. Sie kamen zu den 13 besessenen Mann, 16 alten Häuslern, 2 Pferdnern, 5 Halbhufnern, 6 Gärtnern und 1 Wassermüller dazu, so dass in diesem Jahr für Mahlis 70 Familien als Grundlage für die Zählung der Einwohner anzunehmen sind.
Im letzten Jahrhundert konnten folgende historische Fakten erforscht werden: 1900 ergab eine Wohngebäudezählung 111 Wohnhäuser.
Der Ort verfügt über: eine Postagentur mit Fernsprechbetrieb, einen Bahnhof der Kleinbahn Oschatz-Mutzschen, ein Standesamt, ein Pfarramt, eine Volksschule, ein Forsthaus (zur Gemeinde gehörig)
1909 waren in Mahlis 5 Brücken zu erhalten. Am 4. 2. d. J. wird durch ein Frühjahrshochwasser die Döllnitzbrücke unbefahrbar, muss abgerissen werden. Baumeister Richard Liebers/Wermsdorf projektiert eine neue Straβenbrücke. 1920 Niederkammerscher Güter-Adressbuch” nennt als Gutsbesitzer Waldemar Körner, Hugo Müller und Fritz Schlegel. Fritz Schlegel wird als gröBter Gutsherr genannt und verfügt über das Recht der Branntweinbrennerei und des Verkaufs desselben.
Einwohnerstatisitk nach dem Ende des II. Weltkrieges
3. 9. 1945 860 Einwohner und 29 Flüchtlinge aus Sachsen und 152 weitere Flüchtlinge und Vertriebene, wie 63 Schlesier, 35 Ostpreuβen und 27 aus Ungarn und Kriegsgefangene als Zwangsarbeiter
aus Vollinien und Besarabien.
Nach der Ortstatistik vom 4. September 1945 kehrten 5 Monate nach Kriegsende 21 Mahliser Männer aus amerikanischer, englischer und russischer Kriegsgefangenschaft zurück.
Das waren:
aus amerikanischer Gefangenschaft Gefreiter Walter Kluge am 16.7.45, Unteroffizier Martin Andrä am 15.7.45, Schütze Emil Wetzig am 29.7.45, Obergefreiter Arno Gasek am
4.7.45, Oberleutnant Helmut Müller am 4.7.45, Unteroffizier Felix Flach am 27.8.45, Obergefreiter Arno Pohl am 8.6.45, Schütze Helmut Wolf am 12.6.45, Obergefreiter Emil Haft am 10.8.45,
Schütze Oskar Fischer am 17.7.45, Wachtmeister Albert Böhme am 20.7.45, Feldwebel Herbert Hähnel am 26.7.45, Feldwebel Horst Schaaf am 28.7.45, Schütze Hermann Wetzig am 29.7.45,
Oberfeldwebel Gerhard Rühle am 2.7.45, Obergefreiter Kurt Herklotz am 20.7.45, Obergefreiter Alfred Richter am 18.5.45, Schütze Paul Blas am 26.5.45
aus englischer Gefangenschaft Unteroffizier Max Claus am 3.7.45, Gefreiter Max Bäurich am 15.7.45
aus russischer Gefangenschaft Obergefreiter Paul Werner am 21.8.45
In diesem ersten Nachkriegssommer wuchs auf insgesamt 173 ha Getreide und Kartoffeln. Das waren im einzelnen: Roggen 41 ha, Gerste 16 ha, Kartoffeln 52 ha, Weizen 31 ha, Hafer 33 ha. Der Anbau wurde von 23 Bauern betrieben. Am 10.11.1945 hat Mahlis 878 Einwohner und am 1.12.1945 1027 Einwohner. Am 10. Januar 1946 werden in Mahlis 885 Einwohner gezählt, davon sind 437 Frauen, 188 Kinder, 260 Männer. Die Zahl der Männer ergab sich überwie- gend aus den Nichtkriegsfähigen.
Beitrag: Ralf Hempel
Mahlis in der Steinzeit
>>>
Zeugen der Bronzezeit
>>>
Die Zeit der Slawen
>>>
Ersterwähnung
Mahlis >>>
Siedlungsgeschichte
>>>
Die Parochie Mahlis
>>>
sportliches Geschehen
>>>
Beiträge zur Kleinbahn
>>>