Der Mahliser Turnverein
Erste Dokumente vom sportlichen Bemühen liegen aus dem Jahre 1924 vor. Es ist ein 26seitiges handgeschriebenes Dokument und umfasst einen Zeitraum von ca. zwei Jahren. Die personelle Besetzung
der Leitung ist erwähnenswert. Leiter des Turnvereins war Oberlehrer Ernst Nebel, Richard Fischer Bäckermeister, Herr Moosdorf Kantor, Herr Flach Bäckermeister und Schriftführer. In der Zeit von
1924 -1926 wurden 43 aktive Mitglieder, 31 passive Mitglieder und 56 Kinder gezählt.
Diese Gemeinschaft war eine reine Turnsportgruppe. Mir sind noch die Turnfeste mit ihren Umzügen in Erinnerung, auch wurden Geräteübungen und vieles andere gezeigt. Zur Verfügung stand der Hof und der Garten des Gasthofes. Übungsleiter war Walter Stein aus Mahlis, bei dem wir als Schüler zum auβerschulischen Sport in der Woche einmal zwei Stunden gingen. Für ca. 1 – 15 Schüler war das der Grundstein für ihre spätere Einstellung zum Sport. Leider gingen nach 1936 fast alle Sportdisziplinen in wehrpolitische Übungen über. So kam nach 1939 der Krieg. Auch unser Übungsleiter Herr Stein wurde eingezogen und kam wie so viele nicht zurück.
Die Entwicklung des Sportes nach 1945
Der Schreiber dieses Berichtes kam Ende 1947 aus russischer Gefangenschaft. Die Zeit war am Punkt Null” angekommen, auch die Entwicklung auf sportlichem Gebiet. Aber das Leben ging weiter,
auch im Sport. Ende der 50er Jahre entstand der Wunsch nach Sport in Mahlis. Unser Ort hat einen groBen Einzugsbereich für die Schule. So wurde erst einmal an den Schülersport gedacht. Als
Übungsleiter stellten sich Sportsfreund Winkler und Sportsfreund Förster zur Verfügung. Es wurde zuerst mit den Knaben begonnen und natürlich in Richtung Fuβball. Später wurde eine
Mädchengruppe gebildet, für allgemeinen Sport. Es gab dabei viele Schwierigkeiten zu überwinden. Es war ja auch kein Platz zum Sport treiben vorhanden. Als Notlösung durften wir beim Bauer
Oehmichen auf der Wiese üben. Die sportliche Richtung bei den Mädchen ging zum Handball. Den Fuβball übernahm der Sportsfreund Winkler, den Handball Sportsfreund Förster. Bei schlechtem
Wetter und im Winter konnte der Dorfsaal benutzt werden. Das alles ging verhältnismäβig gut und reibungslos. Der Wunsch nach einem eigenen Platz wurde aber immer lauter. Da der Sport im Ort
groβen Anklang fand, wurde dieser auch von Seiten der Gemeinde unterstützt. So wurden mehrere Flächen besichtigt, bis dann die Fläche festgelegt wurde, wo unser Sportplatz entstehen sollte.
Es war natürlich viel Arbeit notwendig, da eine groβe Fläche aufzufüllen war. Diese Wiese fiel auf ca. 30 m in der Länge und ca. 50 m in der Breite ab. Aber auch dieses nicht ganz leichte
Vorhaben wurde gelöst. Im Ort wurden Begradigungsarbeiten durchgeführt, bei denen viele Erdmassen abfielen. Es wurde auch Schlacke aus Mügeln angefahren.
Bei diesen Arbeiten, die sich über längere Zeit hingezogen haben und aufwendig waren, half der gröβte Teil der Bevölkerung, immer freiwillig und ohne Bezahlung. Ein groβer Teil des Platzes wurde drainiert. Maschinell wurden wir von Kemmlitz mit dem Bagger (Ahlmann), von der LPG Mahlis mit Transport- fahrzeugen und vom Forst Wermsdorf mit Planiermaschinen unterstützt. Zuletzt kam Herr Bartsch mit dem Pferdegespann und eggte das von den Sportsfreunden Förster und Winkler gesäte Gras ein. Nun brauchten wir ja auch noch Holz für die Tore. Trotz vieler Bemühungen, war nichts zu kriegen. Wollten wir Sport treiben, so mussten wir zur Selbsthilfe schreiten.
Unser ABV Herr Rögner lies die Anzeige im Sande verlaufen, nur eine Genehmigung vom Bodenmeister der Eisenbahn mussten wir vorweisen. Die Nebenarbeiten waren dabei die zeitaufwendigsten. Einige Jahre später wurde der Hartplatz auch wieder mit Fahrzeugen des Forstamtes gebaut. Die Tore für den Handball baute uns Schmiedemeister Jakob aus Wermsdorf. Später wurden hier noch zwei Scheinwerfer an Masten montiert, um auch an kürzeren Tagen bei schönem Wetter im Freien zu trainieren.
Die Gründung der Sportgemeinschaft „Traktor“ Mahlis
Da nun alle, nein fast alle Voraussetzungen geschaffen waren, wurde daran gedacht offiziell eine organisierte Sportgemeinschaft zu gründen. So wurde im Herbst 1958 im Gasthof Laubental im Beisein
von unserem Bürgermeister, des derzeitigen LPG-Vorsitzenden Hans Schaaf, und als Vertreter vom Kreisverband DTSB unserem Sportsfreund Rudi Bretschneider die Betriebssportgemeinschaft TRAKTOR
Mahlis gegründet.
Als Vorsitzender wurde Sportsfreund Erich Förster aus Mahlis gewählt, als Stellvertreter wurde Sportsfreund Horst Winkler gewählt und zugleich jeweils als Sektionsleiter bestimmt. Kassenverwalterin wurde Sportsfreundin Christine Ullrich. Der Beitrag für Erwachsene war damals 1,30 Mark, für Kinder 0,30 Mark. Finanzielle Unterstützung erhielt die Sportgemeinschaft vom Trägerbetrieb und vom Kreisverband des DTSB.
Der Sportbetrieb in den Jahren 1959-1975
Der Ablauf dieser, für den Mahliser Sport, sehr schönen Zeit kann nur global beschrieben werden, da keine direkten Aufzeichnungen vorliegen. Die Sportgemeinschaft Traktor Mahlis wurde dem
Kreisverband unterstellt und von ihm unterstützt. Somit konnte der Spielbetrieb voll aufgenommen werden. Es gab aber auch dabei noch viele Hürden zu überwinden. Ich denke vor allem an die
Beschaffung von Spielbekleidung, an Spielbälle, Tornetze und vieles andere mehr. Auch an Fahrzeuge musste gedacht werden. Hierbei muss erwähnt werden, dass uns die Betriebe Sächsische
Krankenanstalten Hubertusburg und das Staatliche Forstamt sehr unbürokratisch unterstützten.
Zur reibungslosen Durchführung von Wettkämpfen wurden Schiedsrichterlehrgänge beschickt und weitere Lehrgänge durchgeführt.
Weil der Sport in Mahlis guten Anklang fand, wurde eine Frauengymnastikgruppe gegründet. Es waren ca. 10 – 15 Frauen, aus denen dann eine volkssportliche Handballmannschaft hervorging. Hier wurden wir von unserem Sportsfreund Manfred Schumann aus Oschatz unterstützt.
In dieser Zeit wurden auch viele Freundschaften geknüpft, zum Beispiel mit der Sportgemeinschaft Motor Leipzig-West. Gegenseitige Besuche schafften eine angenehme Abwechslung innerhalb des Sportbetriebes.
Aber eines wurde innerhalb unserer Sportgemeinschaft nicht vergessen – die Geselligkeit. So wurde u. a. einmal im Jahr ein geselliger Abend veranstaltet und zwar nach dem Maibaum setzen. Dazu wurde mit viel Fleiβ ein Programm eingeübt, auch der Humor kam dabei nie zu kurz. Dieser Abend fand immer groβen Anklang. Organisatoren waren die Sportsfreunde Förster, Winkler, Thiele und Bräutigam.
Weiterhin wurden im Sommer Zeltfahrten nach Rathen und Bad Kösen unternommen. Um die Kosten dieser Fahrten zu decken, wurden jährlich einige Hektar Rüben von der LPG in Pflege genommen. Es fiel am Ende keinem schwer mitzufahren. Auβerdem halfen wir damit unserer LPG, diese notwendigen Arbeiten zu erledigen. Unsere Schule verfügte über schöne Zelte, welche zu diesem Zweck immer ausgeliehen wurden. An dieser Stelle kann betont werden, dass die Zusammenarbeit mit der Oberschule Mahlis als sehr gut bezeichnet werden muss. Auch war es die Schule, die Trainingszeiten in den letzten Jahren honorieren konnte.
Ende der 60er Jahre wurde dann die neue Schulküche gebaut und zugleich wurden Umkleideräume und Duschen, Waschräume und moderne Toiletten eingebaut. Bisher waren keine Umkleideräume vorhanden, es wurde das Jugendheim für diese Zwecke genutzt.
Ein Beispiel wie klein und bescheiden angefangen wurde, soll hier für vieles sprechen. Es war kein Schuppen, keine Unterstellmöglichkeit vorhanden. Wir hatten durch einen Bekannten erfahren, dass es in Lommatzsch ausrangierte Schaffnerwaggons gäbe. Für uns war kein Weg zu weit, und wir hatten wenigstens einen Schuppen zum unterstellen. Manches ist heute kaum noch vorstellbar. Vieles wäre für uns damals noch schwieriger gewesen, hätten wir nicht unseren Bürgermeister und Sportsfreund Karl Klotzsch gehabt.
Erfolge der Sektion Fuβball
Erfolge der Sektion Handball
Nach Gründung der Sektion Handball und einer längeren Trainingszeit wurden viele Kleinfeldturniere genutzt, um ein bestimmtes Niveau zu erreichen. Nach anfänglichen hohen Niederlagen stellten
sich auch Erfolge ein. Viele Urkunden zeugen vom Ehrgeiz und Willen, das Gelernte auch zu zeigen. Nach diesen Erfahrungen konnte dann auch der Punktspielbetrieb innerhalb des Kreises aufgenommen
werden. Es wurde in den Altersgruppen Schülerinnen A und B gespielt. Ein besonderer Titel war 1975 der errungene Kreismeistertitel. Ihn errangen die Sportsfreundinnen P. Schmidt, St. Lutze, I.
Melzer, V. Sauermann, M. Serek, A. Wolf, C. Schneider, P. Biewald. Ein weiterer Erfolg war der Kreispokalgewinn für Traktor-Mannschaften. Erwähnenswert ist auch die Teilnahme an Turnieren in
Markkleeberg, anlässlich der Gartenbauausstellung.
Gute Plätze erreichten wir:
15.7.1962 Kleinfeldturnier anlässlich der Gartenschau in Markkleeberg 4. Platz
30.6.1991
Kreis- und Kulturfest Oschatz
2. Platz
7.5.1962 Turnier in Schirmenitz
3. Platz
4.3.1961 Turnier in Oschatz
2. Platz
7.10.1962 Turnier in Mahlis
2. Platz
Bei einem Handballturnier für Nichtaktive Männer nahm auch eine Mannschaft aus Mahlis teil. Es waren die Sportfreunde G. Heller, A. Birnbaum, J. Birnbaum, H. Winkler, E. Förster, J. Naumann, W. Kaltofen, R. Schönfeld, W. Andrä. Es hat groβen Spaβ gemacht und einen erfreulichen 3. Platz am 6. 3.1965 eingebracht.
Zur Spartakiadebewegung in der DDR
Innerhalb des Bildungskonzeptes des sozialistischen Bildungswesens wurden alle Schulen verpflichtet, eine breite sportliche Betätigung über das gesamte Schuljahr zu garantieren, welche
alljährlich in den Kreisspartakiaden im Juni ihren Höhepunkt erreichte.
Eine groβe Anzahl von Schülern auch unserer Polytechnischen Oberschule bereitete sich in der Schulsportgemeinschaft unter Anleitung von Lehrern, Erziehern, Übungsleitern und Eltern besonders im Fuβball, Handball, Volleyball, Leichtathletik, Sportschieβen, Turnen, athletischer Dreikampf, Reiten, Angeln darauf vor und erreichte auch vordere Plätze.
Übungsleiter waren unter anderem:
FuβballerHorst Winkler/Ubungsleiter, SportschützenGerd Gummlich/Ubungsleiter, AnglerChristian Dechert/Ubungsleiter, TurnerFrau Scheller/Ubungsleiterin, HandballErich Förster/Ubungsleiter
Als Einzelkämpfer konnten herausragende Ergebnisse Ingrid Krüger (Sportschieβen), Mathias Käseberg und Siegbert Kern (Leichtathletik) und besonders Harald Busch erzielen. Nachdem man auf seine auβergewöhnlichen Leistungen aufmerksam geworden war, wurde Harald Busch 1972 zu Fortschritt Oschatz, Sektion Leichtathletik delegiert. Trainiert wurde Harald Busch von den Sportsfreunden Karl Schöne aus Oschatz und Jörg Birnbaum aus Mahlis. Alle 2 Jahre fanden Bezirksspartakiaden und danach als absoluter Höhepunkt die Zentrale Kinder- und Jugendspartakiade der DDR statt
An der VI. DDR-Spartakiade 1977 nahm Harald als 16jähriger sehr erfolgreich teil. Vom Spartakiadesieg konnte man in der LVZ lesen: Der Schuβ des Starters hallte durchs Stadion, und wie ein Wirbelwind stob Harald davon. Bereits auf der Gegengeraden hatte er die Kurvenvorgabe seiner Konkurrenten aufgeholt. Mit fast 10 m Vorsprung bog er auf die Zielgerade ein. Alle weiteren Läufer waren bereits abgeschlagen. Die Anfeuerungsrufe der Leipziger Delegation trieben Harald Busch als sicheren Sieger ins Ziel. Mit 50,06 Sekunden hatte er seine persönliche Bestzeit um fast zwei Sekunden unterboten und den Spartakiaderekord nur knapp verfehlt. Zwei Tage später gewann Harald in der 4×400-m-Staffel der Bezirksauswahl Leipzig als Schluβläufer seine zweite Goldmedaille.”
Hier seine Gesamterfolge:
1972-1978 15 Bezirksspartakiade- und Bezirksmeistertitel,
50 Kreismeistertitel
1975 Teilnahme an der Jugendspartakiade in Berlin, 3 . Platz im Weitsprung, 2. Platz in der 4×400 m Staffel, 4. Platz im 100 m Lauf, 7. Platz im Zehnkampf
1977 Teilnahme an der Jugendspartakiade in Leipzig, 1. Platz im 400 m Lauf, 1. Platz im 4×400 m Staffellauf, 4. Platz im 4×100 m Staffellauf
Fuβball in der SG Sachsenobst Ablaβ/Mahlis
Nach 20 Jahren schönen Erfolgen in der Sportgemeinschaft Traktor Mahlis vertraten dann mehrere Sportfreunde in der Sektion Fuβball die Ansicht, dass ein Zusammenlegen der Sektion Fuβball mit
einer Nachbargemeinde die Mannschaften stärken würde.
So wurden dann mehrere Verhandlungen geführt, Vereinbarungen wurden in sofern getroffen, dass der Spielbetrieb wechselseitig in den Ortschaften und nach organisierter Absprache als SG Sachsenobst” Ablaβ/Mahlis durchgeführt wird.
Gegenwärtig gehören die Fuβballer der VSG “Sachsenobst” Ablaβ/Mahlis nach zwischenzeitlicher Zugehörigkeit zur Bezirksklasse zu den spielstärksten Mannschaften in der Kreisliga Döbeln. Sehr erfolgreich spielt seit 1996 die A-Jugendnannschaft in der Bezirksliga Leipzig. Insgesamt beteiIigen sich am Spielbetrieb 207 Sportlerinnen und Sportler, die von 16 Übungsleitern trainiert werden.
Allen Sportlerinnen und Sportlern sowie den Mannschaften rufen wir Sport frei zu!
Beitrag: Erich Förster
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